Jemand erzählte mir heute von den Sümpfen der Traurigkeit. Das ist eine kleine Geschichte von Michael Ende, in der es heißt „Wer die Sümpfe der Traurigkeit betritt, der spürt, wie allmählich die Hoffnung aus seinem Herzen schwindet. Mit jedem Schritt überkommt ihn tiefere Traurigkeit“.
Wir verstehen sofort, dass dies ein Seelenbild ist. Wenn wir ungelöste Trauer in uns tragen, dann fühlen wir, wie wir darin versinken wie in einem Sumpf. Wir werden unbeweglicher und bedrückt. Die Be-Drückung ist das deutsche Wort für De-Pression (= Nieder-Drückung).

Wenn die „Hoffnung aus dem Herzen schwindet“, werden wir zunehmend fühl-los. Das Herz wird fest, und das fühlt sich schwer an. Nach und nach kann ein Zustand von emotionaler Starrheit und Schwere entstehen, der uns lähmt und den Alltag überschattet.
Was tun?
Meist machen wir den Fehler, dass wir etwas gegen ein Gefühl, das uns stört, machen wollen. Die Erfahrung ist meist, dass dieses Gefühl dadurch nicht weniger, sondern eher hartnäckiger wird.
Für die Lösung schenkt uns auch hier Michael Ende ein Bild, nämlich den Scheinriesen Herrn Turtur. In einer der Geschichten von Jim Knopf, Lukas dem Lokomotivführer und der Lokomotive Emma gehen die drei auf eine Reise in ein fernes Land.
In diesem Land ist alles auf den Kopf gestellt. Zum Beispiel erscheinen Menschen, die weit weg sind größer und wenn sie näher kommen, werden sie kleiner. Jim, Lukas und Emma begegnen Herrn Turtur, der am Horizont sehr groß aussieht und sie schlottern vor Angst. Als Herr Turtur aber näher kommt, wird er immer kleiner und schließlich hat er die Größe von Lukas und ist überhaupt nicht mehr bedrohlich.
Gibt es da ein Rezept? Ja!
So ist es auch mit sogenannten „negativen“ Gefühlen wie der Trauer. Wenn wir sie auf Distanz halten, bleiben sie groß. Lassen wir sie näher kommen, können sie sich lösen und verschwinden.
Rezept 9 der 12 Rezepte für deine Seele nimmt genau darauf Bezug. Da heißt es Lass negative Gefühle näher kommen, damit sie verschwinden können.
Aber wie macht man das?

Es beginnt mit dem Zugang zu sich selbst und dem eigenen Fühlen. Es klingt zunächst sonderbar, aber es geht genauer ausgedrückt um das Fühlen was ich fühle, es geht um das Körpergefühl.
Emotionaler Stress, der aufgrund ungelöster Gefühle entsteht, schlägt sich im Körper als Kontraktion nieder. Gewebe und Muskulatur in bestimmten Regionen spannen chronisch an. Vor allem ist es das Zwerchfell, der Atemmuskel.
Wenn wir uns in einem niedergedrückten Zustand befinden, bemerken wir das nicht mehr. Es ist irgendwie „normal“, obwohl es sich nicht gut anfühlt.
Die Tür zur Lösung ist oft genug der ATEM. Wenn wir gut und bewußt atmen, löst sich das Zwerchfell und das was dort festgehalten wird, kann Ausdruck finden.
Indianer weinen nicht haben wir gelernt. Indianerinnen auch nicht. Das ist Quatsch. Weinen stürzt uns nicht noch mehr in Verzweiflung, sondern es löst Spannung. Und danach sieht die Welt anders aus. Der Kopf wird freier und leichter, sodass er wieder in die Welt schauen kann.
Vielleicht könnte man sagen, dass der Weg aus den Sümpfen der Traurigkeit über das gute Atmen führt.
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Quellen und weitere Informationen:
https://michaelende.de/node/994
https://12-rezepte.de/
https://12-rezepte.de/da-gibt-es-kein-rezept-und-ob-es-gibt-12-rezepte/