„Das Denken macht die Dinge lächerlich, Ed. Alles wird zur Anekdote. Ins Innere der Poesie kommen wir nie. Auch die Surrealisten sind lächerlich, weil sie das Problem technisch zu umgehen versuchen, von den Dadaisten ganz zu schweigen, die alles zerschlagen und dann darauf lauern, daß irgendjemand kommt und behauptet, das Ganze hätte einen Sinn. Was wir aber brauchen, ist unsere Stimme, sie ist die Musik, sie lauscht den Worten die Welt ab. Was wir brauchen, ist unsere Stimme und einen Raum voller Abwesenheit – ein Ort zur Gewinnung von Zeit.“
Lutz Seiler, Kruso, S. 217
„Die Schwierigkeit ist heute nicht mehr, daß wir unsere Meinung nicht frei äußern können, sondern Freiräume der Einsamkeit und des Schweigens zu schaffen, in denen wir etwas zu sagen finden. Repressive Kräfte hindern uns nicht mehr an der Meinungsäußerung. Im Gegenteil, sie zwingen uns sogar dazu. Welche Befreiung ist es, einmal nichts sagen zu müssen und schweigen zu können, denn nur dann haben wir die Möglichkeit, etwas zunehmend Seltenes zu schaffen: Etwas, das es tatsächlich wert ist, gesagt zu werden.“
Gilles Deleuze, Mediators, in: Byung-Chul Han, Neoliberalismus und die neuen Machttechniken, S. 76