Die Fülle des Sommers endet und wir gehen in den Herbst über. Am 22. September ist die Tag-und-Nacht-Gleiche. Die beiden Äquinoxen, die eine im März, die andere im September, sind Schwellenpunkte im Jahreskreis.
Jetzt im September überschreiten wir die Schwelle zur dunklen Jahreszeit, die sich zwar erst andeutet, aber bereits zu ahnen ist. Es ist dies auch für die Seele eine Schwelle, auf der sie herausgefordert ist, sich bewußt zu werden und sich neu auszurichten.

In der alteuropäischen Tradition ist dieser Tag der zweite von drei Erntedanktagen. Lughnasadh war der erste und Samhain (31. Oktober/1. November) ist der dritte. Die Bezeichnung Mabon für diesen Tag stammt aus der neueren Mythologie, die wiederum den Anschluss herstellt an die alten, v.a. keltisch geprägten Traditionen.
Mabon oder Maponos ist das „göttliche Kind“, das uns in vielen spirituellen Traditionen begegnet. Was hat es damit auf sich? Das Licht und die Energie nehmen ab, aber die göttliche Mutter (keltisch Modron) ist bereits wieder schwanger, befruchtet von der hohen Energie des Sommers. Sie trägt also den Neubeginn, den Beginn des neuen Jahreszyklus, bereits in sich. Daran will uns der Name dieses Tages erinnern.
Es ist gesorgt. Fülle. Ruhe. Rückzug.
Haben wir gesät? Haben wir gepflegt, was wir gesät haben? Haben wir geerntet? Ist die Fülle des Sommers und der (äußeren und inneren) Ernte in uns gespeichert? Sind wir bereit für den Übergang in das abnehmende Licht, hin zu Einkehr, Rückzug, Selbstbegegnung?

Im Herbst nimmt die Vitalität, die noch in der Fülle der Ernte aufscheint, bereits ab. Die Kräfte ziehen sich zurück in die Erde, viele von uns merken dies an einer Abnahme der Energie, manche fühlen sich müde und weniger vital. In den asiatischen Traditionen ist der Herbst der Lungen- und Dickdarmenergie zugeordnet; hier finden wir auch eine Entsprechung zum Immunsystem, das im Übergang und der Abnahme von Energie und Wärme nun besonders gefordert ist. Es geht um das Sammeln und Pflegen der inneren Kräfte und der Integrität. Die zugehörige Emotion ist die Trauer. Jetzt ist es Zeit, uns dem, was nicht verabschiedet ist in uns, zu widmen und die Ablösung zu unterstützen. Nichtabgelöstes nimmt zuviel Raum in uns in Anspruch und blockiert den Fluß der Energie.

Alle acht Stationen des Jahreskreises bieten uns die Möglichkeit zum Innehalten und zur Bewußtwerdung. Wir können die Stationen in einem Ritual begehen, wenn wir uns im Kreis versammeln, die guten Kräfte einladen, teilen, was uns bewegt, räuchern, singen, tanzen und zusammen essen.
Als Kräuter für den Räucherbuschen eignen sich z.B. Beifuß, Johanniskraut, Lavendel, Erdrauchkraut, Mariengras und Ringelblume. Aber es gibt viele verschiedene Vorschläge hierzu, je nachdem, bei welchem Autor man nachliest.
Auch alleine können wir uns einstimmen und uns verbinden mit den Kräften der Himmelsrichtungen, von Himmel und Erde, der Kraft in uns und mit den Menschen, mit denen wir uns verbunden fühlen.
So können wir gut eingestimmt und gerüstet den Zeiten des abnehmenden Lichtes und den kommenden Stürmen entgegenschreiten.
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Verwendete Quellen: https://www.matchamornings.de/wellnessjournal/mabon-rituale#Die_Bedeutung_des_Mabon-Festes
Erstveröffentlichung des Testes in der Radikalen Poesie am 23.9.2023