Heute bin ich auf die „Briefe an einen jungen Dichter“ von Rainer Maria Rilke gestoßen. Rilke war ein Briefeschreiber, angeblich hat er in seinem Leben 7.000 Briefe geschrieben (Wie würde er es wohl heute handhaben, im Zeitalter von SMS und Whatsapp?). Viele davon sind überliefert und veröffentlicht.
Die „Briefe an einen jungen Dichter“ sind zehn Briefe an einen jungen Offizier namens Franz Xaver Kappus, der den älteren und renommierten Dichter Rilke um seinen Rat und seine Einschätzung hinsichtlich seiner eigenen Gedichte bat.
Beeindruckend in Rilkes Antworten sind sein Wohlwollen und seine Bereitschaft, ausführlich und detailliert zu antworten. Seine Briefe enthalten zahlreiche Passagen, die als allgemeine Maximen des Denkens, Fühlens und Handelns gelten können. Sie sind erfüllt von Ermutigung, der eigenen Intuition zu vertrauen und seinen eigenen Weg zu gehen, vertrauend auf das eigene Gefühl.
Nachfolgend eine kleine Passage, über die ich gestolpert bin und die mich besonders angesprochen hat:
„… und ich möchte Sie, so gut ich es kann, bitten […], Geduld zu haben gegen alles Ungelöste in Ihrem Herzen und zu versuchen, die Fragen selbst liebzuhaben wie verschlossene Stuben und wie Bücher, die in einer sehr fremden Sprache geschrieben sind. Forschen Sie jetzt nicht nach den Antworten, die Ihnen nicht gegeben werden können, weil Sie sie nicht leben könnten. Und es handelt sich darum, alles zu leben. Leben Sie jetzt die Fragen. Vielleicht leben Sie dann allmählich, ohne es zu merken, eines fernen Tages in die Antwort hinein.“