Dort, wo vor kurzem noch ein Einfamilienhaus stand, gähnt nun eine Baugrube. Ein großes Schild auf Pfosten verspricht die Errichtung von Premiumwohnungen.
Vom vormaligen Haus ist nur noch ein kleines Gartentor und eine Säule mit Klingel, Gegensprechanlage und Briefkasten übriggeblieben.
Auf dem Namensschild steht „Oberniedermayr-Talard“. Der Schutthaufen hinter dem Gartentor und der Säule aber bezeugt: hier ist vorerst niemand mehr anzutreffen. Nicht persönlich, nicht postalisch. Kein Obermayr, kein Niedermayr, kein Unterhuber. Niemand. Auch ein siebensilbiger Doppelname schützt uns nicht vor dem Vergehen.
Nun merke ich, dass ich es mir nur so denke, dass ein Herr, eine Dame, eine Familie mit diesem seltsamen Namenskompositum nicht mehr unter uns weilt. Doch es ist nicht zwangsläufig, dass mit dem Haus auch seine vormaligen Bewohner untergehen. Nur das Leben, das in diesem Haus war, die von den Wänden des Hauses eingeatmete Erinnerung daran, sind nun abgerissen und auf der Deponie. Nun kommt mir die Baugrube vor wie ein ausgehobenes Grab. Ich gehe weiter und hoffe, dass keiner der Bauarbeiter meine Gedanken errät.