Auf der abendlichen Hunderunde durch den Alteichwald begegne ich einem jüngeren Mann, der am Wegrand auf einem umgefallenen Baumstamm liegt und liest. Ich grüße, er grüßt zurück und ich gehe weiter.

Am Ende der Runde komme ich wieder an ihm vorbei. Ich sage „wie tröstlich, da einen zu sehen, der im Wald ruht und ein Buch liest“. Er richtet sich auf, lächelt freundlich und sagt „ja, Erich Fromm“. Ich hebe anerkennend den Daumen und wir wünschen uns einen angenehmen Abend.

Wie tröstlich, denke ich erneut im Weitergehen, dass da einer im Wald auf einem Baumstamm liegt und Erich Fromm liest. Viel mehr Menschen sollten im Wald ruhen und dabei Fromm lesen. Über den autoritären Charakter zum Beispiel und auch über den kybernetischen Menschen, der die Maschine über sich selbst setzt und sich von seinem Sein und seinen Gefühlen abgespalten hat.

Die Welt wäre besser, wenn mehr Menschen im Wald auf einem Baum liegen und Erich Fromm lesen würden als sich vom Fernsehen und diesen fürchterlichen Digitalschachteln das Hirn und das Leben verkleben zu lassen. Aber auf mich hört ja keiner.

Beitragsfoto: Astrid Pereira auf Pixabay

4 Gedanken zu “Mein (un)poetischer Alltag – Fromm im Wald

  1. Lothar, eine wunderbare Anregung am Frühstückstisch mal wieder (über) Fromm zu lesen und sich mit dem autoritären Charakter zu beschäftigen…
    Gern auch draußen im Wald.
    Grüße aus dem Odenwald

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