We are human Beings, not human Doings
Mary Burmeister
Das Zitat stammt von Mary Burmeister, der Begründerin der im Westen bekannten Form des Jin Shin Jyutsu, auch japanisches Heilströmen genannt.
Ich bin sehr für die Verwendung der deutschen Sprache. Aber dieses Zitat funktioniert nur auf Englisch.
Es drückt eine einfache, aber tiefe Wahrheit aus.

Die heutigen Menschen in der konsumistischen Leistungsgesellschaft sind auf das doing fixiert. Das bloße Sein, das einfache Da-Sein gerät uns immer mehr aus dem Blick. Wenn ein freier Moment da ist, fragen viele „und was mache ich jetzt?“. Ungefüllte Zeit wird als Mangel, als Fehler im Ablauf empfunden. Auch die Frei-Zeit dient nicht der Freiheit, sondern muss gefüllt werden mit angeblich Sinnvollem.
In Wahrheit aber brauchen wir untätige Zeit, um gesund zu bleiben. Nur so machen wir eine natürliche Balance im Organismus möglich, die er braucht, um sich gesund zu regulieren und zu regenerieren.
Letztens hatte ich ein Gespräch mit einem Therapiepatienten, der nahe am Burnout ist. Ganz typisch beschreibt er das Vielzuviel seines Alltags, wie selbstverständlich zählt er auf, was alles von ihm verlangt wird und was er selbst von sich verlangt. So ein typischer Stolz auf die Leistung, die er imstande ist zu erbringen, klingt in seinen Worten an.
Als ich ihn zu einer kleinen Entspannungsübung einlade und ihn ermuntere, für eine Weile seine Hand auf den Bauch zu legen, die Augen zu schließen und die Worte beiseite zu lassen, lässt er sich darauf ein. An seinem Gesicht ist abzulesen, dass ihm das guttut. Aber schon kommt die Doing-Maschinerie wieder ins Laufen. Und was mache ich denn jetzt damit? fragt er. Nichts, sage ich. Denn die Frage Und was mache ich jetzt damit? kommt aus dem Doing-Zustand. Die Zeit des Doing ist die Vergangenheit und die Zukunft. Die Zeit des Seins, des Being ist das JETZT, die Gegenwart.
Das versteht mein Patient gleich und er lässt sich darauf ein. Ein ganz neuer Zustand sei das, sagt er. Und ich sende im Stillen einen kleinen Dank an Mary Burmeister.
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