Was die konsumistische ZUVIELisation mit am wenigsten kann, ist zu schweigen. Die Zwischenräume, in denen Stille entstehen könnte, sind ihr zutiefst suspekt.
Der Mensch in dieser Gesellschaft fragt zuallererst: und was mache ich jetzt? Womit fülle ich diese Leere?

Die Gier nach mehr, nach immer mehr, nach immer weiter und weiter drängt nach Okkupation der Zwischenräume. Man könnte ja jetzt, wenn Zeit ist, noch etwas erledigen. Der Zwischenraum wird zum begehrten Objekt eines Denkens in Effizienz und Gewinnstreben.

Der Mensch, dem der Raum zwischen den Tönen und Worten suspekt ist, ist nicht bei sich. Er hat die Möglichkeit zur inneren Resonanz verloren, die er dringend braucht, um, statt zu überleben, zu leben.

Diese Schwelle ist heilig

Das Anheben eines Gesangs aus dem vorangegangen Schweigen ist ein Geburtsvorgang.  Dieser Geburtsvorgang hebt das Tat-Sächliche aus dem Raum des Möglichen hervor. Diese Schwelle ist heilig. Auch die Schwelle vom Klang oder vom Wort zurück in die Stille ist es.
Das Vorwörtliche, Vorklangliche ist ebenso notwendig wie das Nachwörtliche, das Nachklangliche.

Um gesund zu bleiben oder zu werden, brauchen wir ausgedehnte Phasen, in denen unser Gehirn in niedrigen Frequenzen schwingt. Wir erreichen diese Zustände im Schlaf und in der Meditation. Dafür brauchen wir auch eine Umgebung, die frei ist von menschenerzeugten Frequenzen durch WLAN, 5G und Mobiltelefone. Diese Frequenzen überlagern in krankmachender Weise die natürlichen Schwingungen und stören die natürlichen inneren Rhythmen.

Vor Jahren habe ich eine Fernsehdokumentation gesehen über eine kleine Kirche in Rumänien, die in vollständigem Schweigen errichtet worden ist. Alle Arbeiten bei der Errichtung wurden schweigend verrichtet. Es wurde berichtet, dass von diese Kirche eine magische Aura besitzt, ein besonderes Energiefeld.

Zhi-Chang Li, der Meister des Stillen Qi Gong, lehrt: „Suche in jedem Augenblick den Moment der Stille“.
Ich finde die Vorstellung, immer wieder innezuhalten, wunderbar. Es entstehen Zwischenräume in der Zeit, die Ereignisse bekommen eine andere, angenehmere Färbung und das Nervensystem beruhigt sich.

 

Wir können das Fasten, das derzeit im Christentum als „Fastenzeit“ aktuell ist, nicht als Verordnung oder Gebot, das nicht übertreten werden darf, sondern als Einladung zum Innehalten und zur Stille auffassen.
Das aramäische Wort slotha für Gebet bedeutet soviel wie „Gottes Gedanken einfangen“, wir könnten auch sagen, uns mit dem Göttlichen oder dem, was durch die Erscheinungen hindurch wirkt, zu verbinden.

 

Die asiatischen Traditionen beinhalten viele Anregungen, wie wir diesen Zustand durch Körperhaltungen oder bestimmte Vorstellungen, fördern und erreichen können.
Im Stillen Qi Gong des Meister Li lautet eine Übungsanweisung:
„Lass im Gesicht ein leichtes, nach außen hin unmerkliches Lächeln entstehen. Entspanne den Bereich zwischen den Augenbrauen, als ob Du ein Bündel aufschnürst. Lausche weit entfernten Geräuschen vom Rande des Kosmos und lege sie in den Ohren ab. Bleibe für eine Weile in dieser Stimmung und in diesem Zustand“.

 

Stille ermöglicht dem Ton das Sein. Sie ist der unmanifeste Anteil, der jedem Geräusch zutiefst angehört, jeder Note, jedem Lied, jedem Wort. Das Unmanifeste ist in dieser Welt als Stille gegenwärtig.

Eckhart Tolle

le

Fotos: Duncan Nelson und Albrecht Fietz auf Pixabay

Ein Gedanke zu “Von der Stille

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