Weiter schreiten wir voran im Jahreskreis. Nun, Ende April, ist alles Wachstum. Die Natur läßt sich nicht mehr aufhalten. Im Wald schießt das junge Grün und für die Gärtner ist es die Zeit des Säens und Vorziehens. Noch warten wir mit den meisten Pflanzen die Eisheiligen Anfang Mai ab, bevor wir sie ins Beet setzen.

Beltane ist der keltische oder altirische Name für diesen Zeit- und Wendepunkt im Jahr. Die Kelten liebten und betonten die Zwischenzeiten, die lunaren und weniger die solaren Wendepunkte. Vielleicht sind diese Zwischenzeiten die Zeiten des sich vollziehenden Wandels, die eingebettet jeweils zwischen einem solaren Wendepunkt und einer Äquinox (Tag-und-Nacht-Gleiche) liegen?

Aus dem keltischen Beltane entwickelte sich das Fest des 1. Mai und die Walpurgisnacht – in welcher die „heidnischen“ Kräfte aus den ursprünglichen naturspirituellen Traditionen beschworen und gefeiert wurden. Die Kelten feierten das Fest um den 5. Vollmond nach Wintersonnwend (oder auch 6. Vollmond nach Samhain), bei uns hat sich der Vorabend des 1. Mai als fixes Datum eingebürgert. In der alten Tradition ist Beltane demnach am 24. April 2024, dem Vollmond.

Symbolisch stehen der Maibaum und die Maikönigin für diese Zeit. Die Maikönigin repräsentiert den weiblichen Aspekt des Wachstums und der Fruchtbarkeit.

Sie ist die empfangende, gebärende und nährende Kraft, die uns nun begegnet.

Weniger bekannt ist der männliche Aspekt – der Grüne Mann. Er stammt wohl aus keltischer Zeit und heißt auf Englisch Green Man oder auch Jack in the Green. Der Grüne Mann ist auch der Wilde Mann, er repräsentiert die ursprüngliche Kraft der Natur, die uns jetzt in allem heimsucht, wenn wir es zulassen.

Bis in die frühe Neuzeit hinein finden wir Darstellungen des Grünen Mannes, in der Regel in Form einer Blattmaske als Kapitell oder Schlußstein in Kreuzgewölben. Meist also sehen wir nur sein Gesicht, das umrankt ist von Blättern oder gar aus Blättern besteht.

Es begegnet uns hier die uns innewohnende Naturkraft, eine Quelle, aus der immer neue Energie sprudelt, wenn wir uns daran erinnern, dass wir Natur sind. Der 1. Mai erinnert uns daran und lädt uns zu einem Tanz ein. Zum Tanz mit den Kräften der Natur, mit einer Maikönigin oder einem (grünen) Mann und zum Tanz des Lebendigen in uns selbst.

(Erstveröffentlichung 30. April 2022, aktualisiert am 23.4. 2024)

Worte: Lothar Eder
Beitragsbild: SGND auf Pixabay
Bild Maikönigin: Beach-Gal-1 auf Pixabay
Bild Grüner Mann: erge auf Pixabay

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