Die kleine Kanareninsel La Palma hat vor einigen Jahren ein neues Flughafengebäude bekommen, ein häßlicher Klotz aus Glas und Beton, finanziert mit EU-Mitteln. Nicht nur ich trauere dem alten hinterher, wie ich aus den gelegentlichen Gesprächen mit anderen Reisenden erfahre. An der etwas umständlichen Organisation hat sich nichts geändert, nur waren die Mängel im alten Gebäude irgendwie romantischer.
Es war einfach kleiner, gemütlicher und hat besser zur Insel gepaßt. Und die paar Flüge pro Tag, die hier abgefertigt werden (meist sind es Flüge von oder zu den Nachbarinseln) brauchen kein Gebäude, das auf mondän macht.
Schon als ich meinen Koffer morgens zum Auto trug, kam er mir sehr schwer vor. Was hatte ich eingepackt – Steine? Eigentlich nur einen, als Souvenir, den ich auf einer Wanderung entdeckt hatte. Und noch ein gutes Pfund von dem herrlichen Frischkäse, den es in Deutschland nicht gibt. Gut, ein wenig Serranoschinken kam auch noch dazu. Und das Salz aus der Meerwassersaline unten im Süden der Insel. Was tun, wenn der Koffer mehr als das zugelassene Gewicht hat? Umpacken ins Handgepäck? Den Aufpreis bezahlen? Ich entschied mich für Abwarten. Am Schalter der Gepäckabfertigung kam ein aufgeregter Herr aus Franken auf mich zu mit der Bitte, ob er kurz fragen dürfe, ob er hier auch nach München einchecken könne (geöffnet war für den Flug nach Frankfurt, der nach München war erst Stunden später angesetzt). Ich ließ ihn gewähren, die palmerische Schalterdame verstand ihn nicht, da er auf Deutsch fragte. „München“ sagte er immer wieder. Ich übersetzte: „por Monaco“. Die Dame antwortete mit einer etwas hilflosen Mischung aus Spanisch und Englisch, die ich mithilfe meines rudimentären Spanisch mit „mas tarde“ (später) zusammenfaßte. Alle fühlten sich verstanden, der Franke zog ab und die Schalterdame war mir wohlgesonnen. Die anderthalb Kilo Übergewicht lächelte sie weg (und durch), machte den Aufkleber an den Koffer, gab mir Bordkarte und Ausweis und wünschte mir mit ausgewählter Freundlichkeit einen guten Flug.