Es mag wohl nicht nur mir so gehen: es gibt so Tage, da ist man so richtig uneins mit sich und der Welt. Die Anforderungen häufen sich, man ist gestreßt und unausgeruht und will zwei inneren Herren gleichzeitig folgen: einerseits möchte man entspannen, doch fortwährend klopft eine zweite Stimme in einem an, die einem erzählt (und im inneren Kino auf die Leinwand projiziert!), was noch alles zu erledigen oder nicht in der Balance ist. Das macht dann so „richtig schöne“ innere Anspannungen, die sich einfach nicht lösen wollen. Was tun?
Damit wären wir bei Goethe – „zwei Seele wohnen ach in meiner Brust“. Auch der Groß- und Altmeister der deutschen Literatur- und Naturphilosophiegeschichte kannte offenbar derlei Zustände. Zumindest läßt eines seiner Gedichte darauf schließen. Es trägt den Titel Guter Rat.

 

Geschieht wohl, daß man einen Tag
Weder sich noch andre leiden mag,
Will nichts dir nach dem Herzen ein;
Sollts in der Kunst wohl anders sein?
Drum hetze dich nicht zur schlimmen Zeit,
Denn Füll und Kraft sind nimmer weit:
Hast in der bösen Stund geruht,
Ist dir die gute doppelt gut.

J.W.v. Goethe. Gedichte. Ausgabe letzter Hand

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