Vor garnicht allzulanger Zeit wollte der Teufel den Menschen etwas zu Weihnachten schenken, und natürlich wollte er ihnen etwas schenken, was ihnen so richtig schadet. Er überlegte und überlegte, aber es fiel ihm nichts Rechtes ein. Die Menschen hatten ja schon alles, was ein Teufel sich wünschen konnte. Haß, Krieg, Gewalt, schnelle Autos, Konsum und zuviel Arbeit.

Der Teufel ist zudem nicht so klug, wie mancher Mensch sich das denkt und so lief er vor Verzweiflung zu seiner Großmutter, denn das war eine gescheite, wenn auch böswillige alte Frau. Großmutter, sagte der Teufel, was soll ich nur machen, vielleicht weißt du mir einen Rat? Ich möchte den Menschen einmal wieder richtig schön schaden, aber mir fällt und fällt nichts ein. Da lächelte die Großmutter, strich dem Teufel über den Kopf und sagte: zermartere dir nicht das Hirn, mein Lieber. Geh einfach deinen Geschäften nach und warte ab. Denn die Menschen sind so gescheit und werden sich schon selbst die Hölle auf Erden bereiten. Dass sie das können, haben sie doch schon längst bewiesen, findest du nicht? Da war der Teufel beruhigt, denn er wußte, seine Großmutter hatte noch immer Recht behalten.

Und er brauchte nicht lange zu warten. Erst brachten die amerikanischen Geheimdienste das Internet unter die Leute und schon war es vorbei mit der Ruhe. Dann gab es Mobiltelefone, später Smartphones und alle schauten nur noch auf ihre kleinen Bildschirme und wischten herum, schauten nicht mehr auf die Straße oder in die Gesichter des anderen und telefonierten laut auch an Orten, wo es früher einmal still oder bedachtsam zugegangen war. Das Internet hatte zudem den teuflischen Vorteil, dass es nicht wie früher das Fernsehen einen Sendeschluß hatte, sondern dauernd geöffnet war. Und die taghell beleuchteten Bildschirme machten den Schlafhormonhaushalt kaputt, sodaß die Menschen auch nicht mehr richtig schliefen und dadurch krank wurden. Das teuflische daran war, daß irgendjemand sie dazu gebracht hatte, ist das geil und immer mehr zu schreien. Cool sagte der Teufel, rieb sich die Hände und wars zufrieden.

 

Text: © Lothar Eder 2019
Bild von OpenClipart-Vectors auf Pixabay

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