Der Rückzug der Natur im Herbst wird im November mit am deutlichsten. Es wird kalt, die Blätter fallen, das sichtbare Wachstum hört auf. Es zieht uns ins Haus, in die Wärme, am besten vor ein knisterndes Feuer im Kamin.

In Hans Neidhardts Kalligrafie des Novemberblatts ist der mittlerweile schon bekannte rote Tuschestrich dominant. Er teilt das Bild in eine kleinere rechte und eine größere linke, leere Hälfte. Er trennt das leere, (scheinbar) unbelebte Außen vom Innen, in dem es Worte gibt, die Erlebtes wiedergeben.
„Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr, wer jetzt allein ist, wird es lange bleiben“ heißt es bei Rilke. Der Haikudichter Yosa Buson aber spricht von einem anderen Alleinsein.
Auch die Einsamkeit ist manchmal etwas schönes
Ah – der Herbstabend!
Bei Rilke und wohl auch in unserem europäischen, am meisten vielleicht im deutschen Empfinden, sind die Dinge von Dauer. Was jetzt ist, wird lange dauern.
Ganz anders bei Buson. Er geht, spielerisch leicht, von der (angenommenen, unterstellten) Dauer in das JETZT.
Das Alleinsein, die Einsamkeit ist bei ihm schön. Nicht immer. Aber gerade JETZT schon. Mich erinnert dies an Worte des Meditationslehrers Deepak Chopra. Er sagt sinngemäß: wenn wir festgefahren sind, ist unser Ausweg das JETZT. WIR SELBST sind es, die dem Augenblick seine Bedeutung, seine Färbung, seinen Klang, seine gefühlsmäßige Qualität geben.
AH – DER HERBSTABEND
Diese drei Worte führen ins JETZT. Mehr noch, sie kommen aus dem JETZT. Der, welcher dies spricht, ist ins JETZT eingekehrt und spricht aus ihm. Und genießt den Herbstabend.
Ist das nicht eine schöne Einladung?
Kalligrafie: Hans Neidhardt
Worte: Lothar Eder
„wenn wir festgefahren sind, ist unser Ausweg das JETZT“ – wie wahr! Aber es ist, meiner Erfahrung nach, ein langer Weg, bis man das realisiert und auch in die Praxis umsetzen kann.
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Das Gute ist, dass man JETZT schon da ist und sich von daher nicht lange suchen braucht 😉
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Haha, ja das stimmt! Man muss nicht lange auf eine Gelegenheit warten.
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