Mit Lichtmeß – keltisch Imbolc – sind wir zur ersten Station im Jahreskreislauf vorangeschritten. Das Licht wird mehr und die Tage fühlbar länger, das Dunkel geht zurück. Der Frühling wird ahnbar und zeigt sich in der Natur.

Und da wir selbst Natur sind, spüren wir die Veränderung auch in uns. Menschen, die verbunden sind mit der Natur, spüren dies deutlicher. Aber auch wenn wir sehr entfremdet von natürlichen Rhythmen und in digitalen Welten leben, erfasst uns doch eine Ahnung von diesem Geschehen.

Brigida als Strohfigur in einem irischen Garten

Noch ist nicht alles Aufbruch und Wachstum. Es ist eine Schwellenzeit. Draußen im Wald treiben manche Büsche und Bäume schon aus, aber ein paar Frostnächte können das schnell wieder beenden. Die Natur schert sich nicht darum, sie läßt sich nicht aufhalten, sondern bringt ständigen Überfluss hervor, wenn der Mensch sie läßt.

Die alten Kulturen, die noch mehr mit der Natur verbunden waren, wußten um diese Vorgänge. Sie spürten sie in sich. Und sie wußten, dass diese Zeit wie viele andere Übergänge beachtet und über Rituale ins Bewußtsein gebracht werden müssen, damit ein innerer Nach-Voll-Zug entstehen kann und wir nicht steckenbleiben. Dazu gehört der Abschied von Altem und das Räuchern, damit die alten dunklen Geister vertrieben werden um dem Neuen, dem Frühling, den Raum zu öffnen, damit Brigida oder Brigid, die Lichtbringerin, das Leben neu erwecken kann.

Aus Sicht der traditionellen asiatischen Medizin sind wir am Übergang der Winter- in die Frühlingsenergie. Winter, das ist Nieren-/Blasenenergie, Wasser, Kälte, die zugehörige Emotion ist Angst. Sie kommt vor der Leber-/Gallenblasenenergie des Frühlings; diese ist das Holzelement, das aus der Erde drängt, wachsen will, zum Licht drängt. Die zugehörige Emotion ist vordergründig der Zorn. Gemeint aber ist damit auch der Wille, das Drängen in die Welt, auch über die eigene Grenze hinaus.
Beide Energien sind im Moment wirksam. Es kann also passieren, dass wir einerseits den Ruf der Erneuerung, die Zuversicht in uns spüren: Und am nächsten Tag ist alles wie verflogen und wir spüren Energielosigkeit, das Bedürfnis nach Rückzug oder gar Verzagtheit.

Wenn wir dies als natürliches Geschehen begreifen, dann hilft uns dies dabei, uns besser zu verstehen und Orientierung innerhalb der widerstreitenden Kräfte zu finden. Außerdem nähren sich die Wandlungsphasen oder Elemente – Holz, Feuer, Erde, Metall und Wasser – im fortschreitenden Jahr. Das Wasser des Winters nährt das Holz im Frühjahr. Das bedeutet auch: die Angst, wenn wir ihre Energie nutzen, nährt den Willen, das Streben und unser Wachstum. Ist das nicht gut zu wissen?

Worte: Lothar Eder
Beitragsfotos: lizenzfrei von pixabay

Ein Gedanke zu “Lichtmeß und Imbolc – die Schwellenzeit

  1. Danke Lothar, das ist sehr gut und spricht mir aus dem Herzen. Jetzt weiß ich in etwa, warum ich mich so fühle, wie ich mich gerade fühle.
    Umarmung, Alex

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