Der Februar konfrontiert uns mit zwei miteinander konkurrierenden Kräften, die wir sowohl in der Natur als auch in in uns selbst finden. Einerseits ist dies das Sammeln und Pflegen der Kräfte, verbunden mit Rückzug in die Erde; manche Menschen spüren das als Müdigkeit oder Erschöpfung und einem Bedürfnis nach Ruhe. Andererseits beobachen und spüren wir die nach außen, zum Licht drängende Kraft, die in der Natur und in unserer Seele wirkt.
Die Radikale Poesie bringt zu diesem Thema erneut einen Beitrag aus dem Jahr 2023.

Der Februar ist auf der seelischen Ebene eine besondere Herausforderung. Er ist eine Schwellenzeit. Wir stehen auf der Schwelle zwischen Winter und Frühling.

Auf der energetischen Ebene herrscht im Winter die Nieren- und Blasenenergie, dazu gehört auf der emotionalen Ebene die Angst. Das Frühjahr bringt uns die Leber- und Gallenblasenenergie, die zugehörigen Emotionen sind Wut und Zorn.

Was ist damit gemeint? Das Wort Angst kommt von lat. Angustia, die Enge oder auch das Zusammenziehen. Entsprechend dominiert im Winter der Rückzug; alles in der Natur zieht sich zurück, sammelt Kräfte, die Energie ist absteigend und fließt in die Erde. So geht es auch uns, denn wir sind Natur. Folglich ziehen wir uns im Winter gerne ins Haus zurück, vermindern unsere Aktivitäten und haben mehr Ruhebedürfnis.

Das Frühjahr hingegen bringt uns die entgegengesetzte Kraft. Nun strebt alles nach oben, zum Licht, zur Sonne, will sich ausdehnen und wachsen. So geht es auch uns Menschen. Zumindest fühlen wir diese Kraft in uns, auch wenn wir in den modernen Gesellschaften weitgehend von der Natur entfremdet sind.
Mit Zorn oder Wut ist also zunächst keine destruktive Energie gemeint. Vielmehr meint dies das mit Macht nach oben Strebende, die Expansion, das Wachstum, das nach außen Gehen im Gegensatz zum Rückzug. Das Wort Aggression kommt ursprünglich von aggredi und bedeutet im neutralen Sinne voranschreiten, etwas wagen, etwas beginnen, etwas in Angriff nehmen. Der Philosoph Peter Sloterdijk beschreibt in seinem Werk Zorn und Zeit den Zorn als Triebkraft von Entwicklung und Veränderung. Er bezeichnet ihn gar im Rückbezug auf die griechische Antike als die ersten überlieferten Worte Europas.

Diese ungestüme Kraft des Frühjahrs, die uns jetzt bereits in der Natur begegnet – die ersten Triebe schießen aus dem Boden, Büsche und Bäume schlagen aus, die Vögel beginnen zu zwitschern und die Sonne schenkt uns bereits ihre wärmende Kraft – ist also eine positive. Sie bringt Neubeginn, Veränderung und neues Leben.

So kommt es, dass wir uns in dieser Zwischenzeit im Februar manchmal voller Kraft und bereit zu Neuem fühlen und uns dann wieder das Bedürfnis nach Rückzug erfasst. Wenn wir uns darüber im Klaren sind, dass dies „normal“ ist, verstehen wir diese Seelenbewegungen besser und können ihre Dynamik nutzen.

Das Frühjahr ist auch die Zeit der Reinigung und des Fastens. Wir brauchen das frische Grün, auch die Bitterpflanzen, um alte Schlacken loszuwerden und damit innerlich neu zu werden. Nicht umsonst liegt im Frühjahr traditionell auch die Fastenzeit. Eine Phase, in der wir weniger oder gar kein tierisches Eiweiß zu uns nehmen, erleichtert der Leber ihre Arbeit. Auch auf der seelischen Ebene ist es wichtig, unsere Schlacken loszuwerden und uns zu öffnen für neues Wachstum und Entwicklung. Tun wir dies nicht, entstehen Stagnation und Unzufriedenheit, und daraus wiederum erwachsen destruktiver Ärger und Zorn.

Wenn wir uns Zeiten des Innehaltens erlauben, können sich auch seelische Schlacken lösen. Die Nierenenergie verlangt nach Ruhe und Regeneration, die Blasenenergie nach Loslassen von Altem und von Spannung. Vielleicht ist auch noch Ungelöstes aus der Herbstenergie (Lunge-/Dickdarmenergie, Emotion Trauer) übriggeblieben und wir können jetzt die Gelegenheit nutzen, es loszulassen. Wenn wir der aufsteigenden Leber- und Gallenblasenenergie ermöglichen, zum Zug zu kommen, erfahren wir Reinigung und Bereitschaft für innere und äußere Erneuerung.

Was kann uns in dieser Schwellenzeit unterstützen? Zur Ruhe kommen, Innehalten, Saunieren und Meditation sind förderlich. Auf der energetischen Ebene helfen uns Jin Shin Jyutsu, das „japanische Heilströmen“; Mary Burmeister hat hier einen schier unermesslichen Schatz von Selbsthilfeübungen  zusammengetragen, der uns in der Schwellenzeit des Februar wunderbar helfen kann. Das Strömen des Milzstroms ist für alle Übergänge und Schwellensituationen hilfreich.

Hilfreich ist es, die Stationen im Jahreskreis – z.B. dem keltischen Jahreskreis – rituell zu begehen, dies trägt uns gewissermaßen über die Schwelle und erleichtert uns das Loslassen und Weitergehen im Kreis der Jahreszeiten.

Auch Shiatsu ist eine hervorragende Möglichkeit, sich auf der energetischen Ebene unterstützen zu lassen. Schließlich sei noch die Ablösemethode von Phyllis Krystal erwähnt, die es uns ermöglicht, uns auf der geistigen Ebene – jenseits von Religion – anzubinden und uns auf der seelischen Ebene uns von dem zu lösen, was nicht zu uns gehört.

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Weitere Informationen zu den Hilfemöglichkeiten:
https://www.jinshinjyutsu.de
https://www.phylliskrystal.com/de/
https://shiatsu-und-nuad.jimdofree.com/

Fotos:
Michael Heck, 👀 Mabel Amber, who will one day, Didier und Pexels auf Pixabay

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